Mittwoch, 14. August 2013

Jodhpur 13.-14.8.

Mittlerweile bin ich also in Jodhpur, einer weiteren chaotischen Stadt in Rajasthan. Gestern gabs dann nochmal lecker Paneer in meinem Hotel auf der Dachterrasse. Gerade noch rechtzeitig, dann ging mal wieder ein Gewitter los. Komplettprogramm mit überfluteten Gassen, Stromausfall und und und. Zum Glück hörte es rechtzeitig auf, so dass Teju vom Hotel mich zum Bahnhof bringen konnte. Und da hab ich gesehen, was die hier meinen mit: Jaiselmer hat ein Abwasserproblem. Die Brühe lief einfach die Straßen entlang den Berg runter. Gut, wenigstens wird so mal die ganze Kuhscheiße weggeschwemmt... Der Bahnhof war praktischerweise dann ganz unten am Hang, wo der Regen die Straße komplett in einen Fluss verwandelte. Kein Spaß, locker 10cm Wasser und wir aufm Motorrad. Nach einigen Umwegen kam ich aber tatsächlich trocken am Zug an. Und was mich da erwartete, war echt indisch: Wie man es aus dem Fernsehen kennt und nicht glauben kann. Hunderte Männer, die dabei waren auf den Zug zu klettern, schon auf dem Dach saßen oder das Gepäck hochwarfen. Unglaublich, ich dachte, das war mal so und ist jetzt anders. Dass sie aber dann echt mitgefahren sind, konnte man in regelmäßigen Trommelkonzerten innen hören. Klassentechnisch hab ich ich etwas gesteigert zu AC 3, 3. Klasse, gleiche Pritschen wie beim Sleeper, aber klimatisiert. Dafür scheint es bei ärmeren Indern üblich zu sein, sich eine etwa 50cm breit Pritsche zu zweit zu teilen! Immer schön Gesicht zu den Käse-/Kuhscheißefüßen des Mitreisenden. Wems gefällt. Ich würde da ja lieber ne ganze Pritsche nehmen und dafür auf die AC verzichten... Dummerweise schaffte es der Zug, innerhalb von 5h Fahrzeit 2h Verspätung zu produzieren, sodass ich erst um halb 1 nachts in Jodhpur aus ihm rauspurzeln durfte. Und da sah es schon wieder wahnsinnig indisch aus: etwa 80% des Bodens lag voller Menschen! Ich weiß nicht, wie viele davon auf ihren Zug warteten. Die kleinen Jungs in den zerrissenen Hosen auf Pappkarton vermutlich nicht :/ Eine Rikscha zu finden war nicht wirklich schwer. Schon beim Einsteigen war eigentlich klar, dass mein Fahrer - der jüngste den ich bisher hatte, auch wenn er behauptete 17 zu sein, sah eher aus wie 14 - null Ahnung hatte, wo mein Hotel sein könnte. Lesen konnte er auch nicht, aber immerhin war er clever genug, gleich mal nen Polizisten zu fragen, der ihm die Adresse in korrekter Aussprache vorlesen konnte. Dann gings los, quer durch dunkle dreckige Gassen, immer wieder nach dem Weg fragend und tatsächlich, der Kerl schaffte es. Wir kamen an meinem Guesthouse an. Natürlich war es stockfinster und kein Mensch weit und breit. Wir rüttelten zu zweit an allen Toren, riefen und irgendwann entdeckte mein Fahrer dann eine versteckte Klingel. Und schließlich ging oben ein Fenster auf. Dass er natürlich mein Geld nicht wechseln konnte (wie immer, auf einen Euro rausgeben, ist verdammt schwer), war mir von vornherein klar, aber er hat sichs echt verdient ;-) Der Opi aus meinem Hotel steckte mich in ein für indische Verhältnisse etwas sauberes Zweibettzimmer, obwohl ich Dorm für grad mal 2Euro die Nacht gebucht hatte. Murmelte was von morgen umziehen und ging. Heute früh meinte er, ich darf drin bleiben, zum gleichen Preis... Nachdem ich dann noch geduscht und zwei Mitbewohner erledigt hatte (ein dickes achtbeiniges Exemplar und etwas Kakerlakiges), gings ins Bett. Heute morgen wollte ich losziehen und das Fort erkunden. Ich schaffte es keine 50m weit - die Hunde der Straße hatten es auf mich abgesehen. Hab ich schon mal erwähnt, dass ich ein Hundeproblem hab?!? (Tigger und ein paar andere Ausnahmen bestätigen die Regel). Und die Biester waren echt aggressiv. Doch dann ging schon die Tür eines Hauses auf und ein Mädel, vielleicht um die 20 zog mich rein. Echte Lebensrettung, sie meinte, das wären wirklich böse Hunde, die richtig zubeißen! Na toll! Prompt wurde ich auf einen Chai eingeladen und musste viel von Deutschland erzählen. Zum Glück hatte ich gestern am Bahnhof statt Wechselgeld von 5ct ne Packung Kekse bekommen, die ich jetzt teilen konnte. Als der Tee geleert war, wurde ich durch ein paar andere Häuser zum hinteren Ausgang geschleust, wo keine Hunde auf mich warteten. Von dort aus lief ich Richtung Fort, aber leider war ich auf der falschen Seite. Hier war alles überschwemmt. Meine Joggingschuhe waren gleich durch, dafür fand sich ein netter älterer "Guide", der mich - natürlich für ein kleines Bakschisch - über Schleichwege zum Fort brachte. Dort gabs zunächst mal ne Tour mit nem Audioguide - langsam gewöhne ich mich daran. Auch wieder ne tolle Burg. Danach gings weiter zum Highlight des Tages: der Flying Fox, der im Fort beginnt und mit dem man auf sechs Routen durch die Gegend fliegt. Man darf hier aber nix selber machen wie im Kletterpark, sondern wird durch Guides betreut. Mit mir waren zwei Inder unterwegs. So ganz hatten die es aber nicht raus und mussten sich an zwei Stellen gar bis zum Ende ziehen. Ich kam überall problemlos durch ;-) Hat echt Spaß gemacht. Und ist deutlich länger als am Usee, zwischen 80 und 310m... Danach gings noch zu so nem Maharadscha-Grabmal und dann weiter in die Altstadt, wo ich etwas über den Markt bummelte. Jetzt werd ich mir mal was zum Abendessen suchen und dann ne Rikscha zum Hotel nehmen, laufen ist mir dort echt zu gefährlich geworden. Morgen früh um kurz nach 7 fahr ich dann weiter nach Ajmer, einer weiteren Stadt auf dem Weg nach Delhi. Hoffentlich steht morgen vor dem Hotel eine Rikscha, ich geh da keinen Meter mehr allein raus... Falls ich also die Hunde überlebe, gibts in den nächsten Tagen weitere Berichte...

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